Die schwache internationale Konjunktur belastete die Freiburger Unternehmen auch im Jahr 2024. Am stärksten gelitten hat der sekundäre Sektor, insbesondere die metallverarbeitende Industrie, ein Teil des Baunebengewerbes sowie einige Unternehmen, die in der Maschinen- und Elektrokomponentenindustrie tätig sind. Der Arbeitsmarkt bleibt positiv, aber verlangsamt. Das hohe Mass an Unsicherheit, vor allem im Zusammenhang mit den Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik, erschwert die Prognosen für das Jahr. Ein merklicher Aufschwung erscheint unwahrscheinlich.
Diese Feststellungen stützen sich auf die HIKF-Konjunkturumfrage vom Frühling 2025, die vom 24. Februar bis 3. April 2025 durchgeführt wurde. Mehr als die Hälfte der kontaktierten HIKF-Mitgliedsunternehmen nahmen an der Umfrage teil (37% aus Sekundär- und 63% aus dem Tertiärsektor), das entspricht 506 Unternehmen mit insgesamt 25’800 Arbeitsplätzen. Industrie und Baubranche waren mit rund 15’000 Arbeitsplätze vertreten.
2024: akzentuiertes Abgleiten
2024 waren mehr Unternehmen von Umsatz- und Gewinnrückgängen betroffen als noch im Vorjahr. Bei den Unternehmen, die positive Zahlen ausweisen, verzeichnet die Mehrheit einen eher bescheidenen Anstieg, d. h. weniger als 10%. Das Gesamtbild zeigt eine Art «Erstarrung» der Aktivität, allerdings ohne dass diese in eine Rezession abgeglitten wäre. Schwieriger präsentiert sich die Situation im Sekundärsektor, in dem die Geschäftstätigkeit auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren liegt. Besonders gelitten hat die Metallindustrie. Mehr als ein Drittel der Unternehmen aus dem Sekundärsektor war im Jahr 2024 mit Rentabilitätseinbussen konfrontiert, mehr als jedes Zehnte mit einer Einbusse von über 16%. Die Zahlen haben sich nun über einen Zeitraum von drei Jahren verschlechtert. Die Dienstleistungsbranche hat insgesamt zwar besser abgeschnitten, musste aber doch eine Verlangsamung in Kauf nehmen. Der gesamte Tertiärbereich verzeichnet eine Stagnation auf einem gerade noch zufriedenstellenden Niveau.
Aussichten für das Jahr 2025
Die Unternehmen äussern sich im Hinblick auf das laufende Jahr zurückhaltend, wobei ein grosser Teil mit stabilen Umsätzen und Gewinnen rechnet. Ein gutes Drittel der Industrie- und Bauunternehmen erwartet Umsatz- und Gewinnsteigerungen, das entspricht einem kleineren Anteil als in den vergangenen Geschäftsjahren. Die Situation im Dienstleistungssektor sieht etwas positiver aus, trotzdem erwarten drei Viertel der Unternehmen entweder eine Stagnation der Rentabilität oder einen Anstieg derselben von weniger als 10%. Die Prognosen deuten auf ein weiteres Jahr mit schwachem Wachstum hin. Bemerkenswert ist auch, dass die Risiken im Zusammenhang mit der internationalen Lage sehr hoch sind.
Investitionen und Arbeitsplätze
Angesichts fehlender Vorhersehbarkeit und schwacher Nachfrage ist das Umfeld trotz der erneut sehr tiefen Zinsen nicht günstig für Investitionen. Die Investitionen werden auch im dritten Jahr in Folge unter Druck bleiben. Die unablässige Verlangsamung, die nun schon seit geraumer Zeit erfolgt, beeinflusst nun auch die Beschäftigung, die sich bislang resilient gezeigt hatte. Der Arbeitsmarkt dürfte zwar insgesamt positiv bleiben, aber es sind jetzt nur noch 21% der Unternehmen, die beabsichtigen, ihren Personalbestand im Laufe des Jahres zu erhöhen (verglichen mit 27% in den beiden Vorjahren). 70% der Unternehmen planen, den Personalbestand beizubehalten, und 9% beabsichtigen, Stellen abzubauen. Im Sekundärsektor werden voraussichtlich 14% der Unternehmen Stellen streichen, während 19% zusätzliche Stellen schaffen werden.
Die wirtschaftliche Situation steht an der Spitze der Sorgen
Die internationale Konjunktur, die den von den Vereinigten Staaten ausgelösten Handelswirren ausgeliefert ist, aber auch die Kriege bilden die Hauptsorgen der HIKF-Mitglieder (59%). Auf Platz 2 der Sorgen folgen die Schwierigkeiten, Mitarbeitende zu finden. Probleme bei der Rekrutierung werden von 37% der Umfrageteilnehmer genannt. Die Zahl ist im Vergleich zu den 50% von 2024 stark zurückgegangen, aber angesichts des komplexen wirtschaftlichen Umfelds immer noch hoch. Weitere Sorgen bilden die Suche nach neuen Kunden (32% gegenüber 17% im Jahr 2024) und die Konkurrenz (31% gegenüber 24%). Die Überregulierung wird von 22% genannt, das entspricht über ein Jahr gerechnet einem Anstieg von vier Prozentpunkten.
Auswirkung auf den Cashflow
Die finanzielle Lage der Unternehmen leidet unter der Verschlechterung der Konjunktur. Fast ein Viertel der Umfrageteilnehmer (23%) verzeichnete im Jahr 2024 eine Verschlechterung ihres Cashflows, während 22% eine Verbesserung meldeten. 47% der Unternehmen, die von einer Verschlechterung betroffen sind, nennen als Grund einen Rückgang der Nachfrage, 46% führen verzögerte Zahlungen der Kunden an.
An dieser letzten Front – den Zahlungsfristen – wird die Situation für einen immer grösseren Teil der Unternehmen immer komplizierter: 38% der Unternehmen in Industrie und Baugewerbe berichten von einer Verlängerung der Fristen. In der Dienstleistungsbranche liegt der entsprechende Satz bei 25%. Bei der letzten Umfrage zu diesem Thema im Jahr 2021 beklagten nur 28% der Unternehmen aus dem Sekundärsektor und 21% der Unternehmen aus dem Tertiärsektor verlängerte Zahlungsfristen.
Der aktuelle durchschnittliche Zahlungsverzug beträgt 41 Tage und liegt damit auf dem Niveau der Corona-Krise. Der Verzug beträgt in der Industrie und im Baugewerbe sogar 46 Tage, was einem Anstieg um 1 Tag entspricht. Mit 11,9% ist das Volumen der Zahlungsverzögerungen der Kunden (bezogen auf den Umsatz) nahezu identisch mit jenem von 2021. Verglichen mit der Zeit vor Covid, als das Volumen der Zahlungsverzögerungen noch 8,5% ausmachte, ist dies ein erheblicher Anstieg.
In Bezug auf Kreditvergaben geben 12% der Unternehmen an, auf Schwierigkeiten zu stossen. Betroffen sind vor allem kleine bis mittlere Unternehmen. Diese führen als Gründe für die Schwierigkeiten eine restriktive Bankenpolitik (80%) und eine zu fragile Finanzlage (36%) an.
Diese Spannungen erschweren die Unternehmensführung. 16% der Umfrageteilnehmer mussten ihre Verschuldung im vergangenen Jahr erhöhen, gegenüber 12% im Jahr 2021. In der Industrie und im Baugewerbe mussten 20% der HIKF-Mitglieder auf Fremdfinanzierungen zurückgreifen, drei Jahre zuvor waren es noch 16%. Dieser Trend dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen, allerdings etwas weniger ausgeprägt. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass sich die Strategien, die von den Unternehmen aus dem Sekundärsektor eingesetzt werden, um eine höhere Verschuldung zu vermeiden, auf Umstrukturierungen oder Reorganisationen, Kürzungen oder Verschiebungen von Investitionen sowie auf die Verwendung von Reserven konzentrieren. Jede der oben genannten Massnahmen wird von einem Drittel der betroffenen Unternehmen genannt.
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