Grosser Zustrom zur Generalversammlung der HIKF am Montag, 1. September 2025 im Forum Fribourg: Es fanden sich über 760 Personen ein. Die Veranstaltung – aufgelockert durch musikalische Highlights der aufstrebenden Freiburger Jazzpianistin Manon Mullener und ihrem Quintett – stand unter dem Eindruck der neuen Gegebenheiten im internationalen Handel, in dem die US-Zölle die Schweiz auf eine harte Probe stellen. Professor Pascal Chaigneau, Direktor des Centre HEC de géopolitique in Paris, klärte magistral über die neuen globalen Realitäten auf.
 
«Schluss mit der globalisierten Weltwirtschaft, in der die WTO die Regeln für eine zollfreie Wirtschaft vorgab. Die Zeit ist reif für eine geopolitische Veränderung, die den Energiewandel und die Digitalisierung ergänzt», hielt Claude Gremion, Präsident der HIKF, fest. Die Diversifizierung bleibt zwar der Trumpf im Ärmel der Freiburger Wirtschaft, aber Unternehmen, die im US-Markt geschäften, müssen sich anpassen und mit unvermeidlichen Rückschlägen rechnen.
 
Der Präsident betonte die Rolle der Behörden: auf kantonaler Ebene mit einem Programm zur Sanierung der Kantonsfinanzen (PSKF) und einem Innovationsgesetz zur Unterstützung lokaler Initiativen. Auf Bundesebene «müssen wir jetzt den Mut aufbringen, unsere Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn zu vertiefen und zu erweitern.» Die Bilateralen III dürfen nicht verspielt werden.
 
Die HIKF verfolgt das Zolldossier sehr genau, zusammen mit den betroffenen Unternehmen. Ziel dabei ist es, «einen der wichtigsten Wendepunkte des angelaufenen 21. Jahrhunderts auszuhandeln», ergänzte Christophe Emmenegger, Direktor der Handels- und Industrie­kammer. Im Rückblick auf sein erstes volles Jahr an der Spitze der HIKF betonte er auch das grosse Engagement der HIKF, das darauf abzielt, bei ihren Mitgliedern Dynamik auszulösen, Gemeinschaftssinn zu fördern und Wertschöpfung zu ermöglichen.
 
Die angestrebte Dynamik wird von der Freiburger Triathletin Alanis Siffert, die zur Generalversammlung eingeladen war, wunderbar verkörpert. Die zweifache Siegerin des legendären Triathlons von Alpe d'Huez nimmt die Olympischen Spiele von Los Angeles im Jahr 2028 ins Visier. Sie tut das mit einem erfolgversprechenden Rezept, das da lautet: Leidenschaft – und die gesamte Energie, die damit einhergeht.
 
Neue Ausgangslage in der Geopolitik
 
Professor Pascal Chaigneau, der Gastredner der HIKF-Generalversammlung, zeigte auf, dass die Entscheide von Donald Trump in Sachen Zölle oder in Bezug auf das internationale Engagement die Fortführung einer Entwicklung sind, die bereits in den 80er-Jahren unter Ronald Reagan eingeläutet wurde. Beeinflusst vom Think Tank Heritage Foundation sehen sich die USA als Verlierer der Globalisierung, was wiederum wiederholte Attacken aus Washington nach sich zog.
 
Gegenüber den aufstrebenden Wirtschaftsmächten wenden die Vereinigten Staaten eine Kombination aus Strafmassnahmen (Indien, Brasilien) und einer Politik der eisernen Faust (China) an. Als einziges Land, das dazu in der Lage ist, Washington die Stirn zu bieten und «nein» zu sagen, ist China derzeit wegen seiner inneren Probleme geschwächt: Xi Jinping ist wachsendem Widerstand ausgesetzt, was das Risiko birgt, dass Taiwan als Ventil herhalten muss. Die Militärmacht Russland verhärtet sich, während seine Wirtschaft erodiert.
 
Professor Chaigneau vertritt die Ansicht, die Europäische Union müsse sich neu aufstellen und ihre Rolle als «wichtigste normative Kraft» überdenken, auch auf die Gefahr hin, dass bestimmte Projekte wie der «European Green Deal» verschoben werden müssen. Was die Schweiz betrifft, so bleibt ihre Stärke die Diskretion und ihre guten Dienste. Ein Wermuts­tropfen darf allerdings nicht unerwähnt bleiben: Die Schwerfälligkeit der Verwaltung und der Politik könnte dazu führen, dass in Bezug auf die Innovation Chancen verpasst werden – obwohl das wirtschaftliche Umfeld Anpassungen unabdingbar macht.
 
Wechsel im Verwaltungsrat und im Strategischen Rat
 
An der GV 2025 liefen die Amtszeiten von zwei Mitgliedern des Verwaltungsrats ab: Jene von Vizepräsident Alex Geissbühler (Präsident der FKB) und jene von Matthieu Girardin (Gründer von Créambule). Als deren Nachfolger wählte die Versammlung mittels Akklamation Daniel Wenger, Direktor der FKB, der das Vizepräsidium der HIKF übernimmt, sowie Fabrice Véricel, Direktor des Standorts der UCB in Bulle.
 
Im Strategischen Rat wurden vier austretende Mitglieder – Daniel Wenger, der zum Vizepräsidenten des Verwaltungsrats ernannt wurde, Aurélie Bovigny von der VZ Rechts- und Steuerberatung, Lino Peverada von PMF-System sowie Benjamin Plüss von der Axalta Treuhand – ersetzt. Neu im Rat vertreten sind Sophie Berset von der Garage Berset, Jeff Curcio von der Oxygen Company, Jean-Louis Guillet von Soleol sowie Andrea Kaufmann von der Anwalts­kanzlei Kaufmann.