Die 2. Welle belastet die Freiburger Wirtschaft

Die 2. Coronavirus-Welle hat sich auf die Freiburger Wirtschaft ausgewirkt. Im Gefolge der Schliessung von Restaurants sowie Kultur- und Sporteinrichtungen anfangs November hat sich der Geschäftsgang zwischen Ende Sommer und Dezember merklich verschlechtert, insbeson­dere beim Handel und den Branchen, die schliessen mussten. Die neuste Umfrage des HIKF-Observatoriums der Wirtschaft zeigt, dass die Unternehmen die zweite Welle der Pandemie insgesamt doch besser bewältigen konnten als die erste, und dies trotz der rekordhohen Ansteckungen, die im Kanton Freiburg im November zu verzeichnen waren.
 
Anfangs Dezember vermeldete ein Drittel von 40 Unternehmen, die sich an der vom 30. November bis 16. Dezember 2020 vom HIKF-Observatorium der Wirtschaft durchgeführten Umfrage beteiligt haben, eine Verschlechterung ihres Geschäftsgangs im Vergleich zum September. Nur 12% stellten eine Verbesserung fest, die restlichen 55% vermeldeten einen unveränderten Geschäftsgang. 30% der Antwortenden rechnen damit, Ende Jahr rote Zahlen zu schreiben. Dieser Anteil bleibt hoch, er liegt allerdings tiefer als noch zu Beginn des Frühlings, als noch fast ein Unternehmen von zwei befürchtete, das Jahr mit einem Verlust abzuschliessen.
 
Diese Verbesserung der allgemeinen Situation in Sachen Rentabilität lässt sich mit der Fähigkeit der Unternehmen erklären, sich anzupassen: 65% geben an, dieses Jahr ihre Marktstrategie geändert zu haben. Die Methoden variieren je nach Unternehmen, tatsächlich wurden viele verschiedene Massnahmen ergriffen: Lancierung neuer Produkte, Diversifizierungen, Innovation, Eroberung neuer Märkte oder auch interne Reorganisation. Andere Unternehmen wiederum haben sich auf ihre Kernkompetenzen konzentriert. Die Digitalisierung beschleunigte sich praktisch durchs Band, und das nicht nur in Bezug auf das Homeoffice: Die auf die Umfrage antwortenden Unternehmen haben zusätzlich ihr Marketing hinsichtlich E-Commerce weiter entwickelt und ihre Kommunikation mit ihren Partnern verändert, indem sie weitgehend auf digitale Mittel setzten.
 
Anfangs Dezember sorgten sich immerhin noch 13% der Unternehmen um das Überleben ihres Betriebs. Diese Anzahl liegt tiefer als in den Monaten Mai und Juni, in denen der entsprechende Wert 22% betrug. Die Tatsache, dass der Wert gesunken ist, ist vor allem ein Hinweis darauf, dass sich die Wirtschaft immer stärker in zwei Teile spaltet: einerseits die Unternehmen, die über die Monate hinweg einen Fortgang ihrer Tätigkeit mit neuen und immer strengeren Gesundheitsvorschrift sicherstellen konnten, andererseits die Unternehmen, die mit dem Verbot konfrontiert waren, ihre Tätigkeit auszuüben (im Frühling: Restaurants, Sport- und Kultureinrichtungen, Läden), oder denen die Kundschaft wegbrach (Hotellerie, Tourismus allgemein, Reiseveranstalter, Carunternehmen, Unterhaltungsbranche). Dieser Teil von Unternehmen, die ihre Tätigkeit nicht oder kaum mehr ausüben können, ist verantwortlich für Tausende von Arbeitsplätzen (12'000 allein in der Restaura­tion), hier besteht die Gefahr von durch eine Kettenreaktion ausgelösten Konkursen.
 
Ergebnisse: 58% der an der Umfrage teilnehmenden Mitglieder des HIKF-Observatoriums schätzen die Hilfen des Bundes und des Kantons als angemessen ein, sie finden aber, die Massnahmen müssten verbessert werden, besonders in Bezug auf Härtefälle. Zu den 58% gesellen sich weitere 12%, die grössere Anpassungen fordern. Unter den häufigsten Forderungen ist an erster Stelle die Erweiterung des Kreises von Unternehmen zu nennen, die Hilfen à fonds perdu erhalten sollten, weiter wird eine Zuteilung von höheren Beträgen gewünscht, wobei die Saisonalität der Unterneh­menseinkünfte zu beachten sei. Einige Unternehmen wünschen zudem allgemein einen stärkeren Einsatz zugunsten von Konsumförderung, Investitionen und Bildung. 45% der Antwortenden wün­schen sich zudem ein zweites Programm mit Covid-19-Krediten.
 
Bezüglich Gesundheitsmassnahmen sagen 60% der antwortenden Unternehmen, dass die Quarantä­nen, die ihr Personal betreffen, zwar problematisch, bislang allerdings bewältigbar gewesen seien. Fast ein Unternehmen von fünf (17%) war aber doch regelmässig in seiner Funktionsweise einge­schränkt. Eine der Lösungen, um diesem Problem zu begegnen, könnte in der Erhöhung der Anzahl von Virentests legt. Ein Ausbau der Testkapazitäten wird von 82% der Antwortenden gewünscht.
 
Kurzarbeit: 28% der befragten Unternehmen nehmen anfangs Dezember Kurzarbeit in Anspruch.
28% mussten der Anteil von Mitarbeitenden, deren Beschäftigung ausgesetzt werden muss, erhöhen, aber 36% konnten den entsprechenden Anteil reduzieren. Von den Unternehmen mit Kurzarbeit gaben 55% an, die Arbeitsreduktion betrage zwischen 10 und 30%.
 
 

 
Quelle: HIKF-Observatorium der Freiburger Wirtschaft. Die Angaben stützen sich auf eine Online Umfrage, an der sich 40 Unternehmen beteiligten (es wurden 75 Fragebögen verschickt). Die Umfrage wurde vom 30. November bis 7. Dezember 2020 durchgeführt.