Es besteht die Gefahr, dass die Pandemie zwei Drittel der Freiburger Unternehmen in die roten Zahlen treibt

Pressemitteilung - Es besteht die Gefahr, dass die Pandemie zwei Drittel der Freiburger Unternehmen in die roten Zahlen treibt
 
Die Covid-19-Pandemie belastet die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Freiburger Unternehmen sehr schwer. Das Observatorium der Freiburger Wirtschaft hat bereits die 2. Umfrage zu dieser Krise durchgeführt. Die Umfrage hat ergeben, dass ein Drittel der Unternehmen Umsatz­einbussen zwischen 20 und 50% erlitten hat. Nur gerade ein Unternehmen von zehn verspürte keine Auswirkungen oder konnte sogar eine Erhöhung der Verkaufszahlen verzeichnen. Fast zwei Drittel (62%) der Befragten laufen Gefahr, das Geschäftsjahr in den roten Zahlen abzu­schliessen, sollte die Krise mehrere Monate dauern und der Aufschwung nur schwach ausfallen.
 
Über drei Viertel (77%) der Befragten haben Kurzarbeit eingeführt. Diese Massnahme dürfte allerdings nicht ausreichen, um über den Berg zu kommen: 19% der Befragten sagen aus, sie müssten wegen der aussergewöhnlichen Situation Personal abbauen, und 39% geben an, hier noch keine abschliessenden Aussagen tätigen zu können. Mehr als ein Unternehmen von zwei (55%) ist der Meinung, die vom Bund beschlossenen Sofortmassnahmen seien ungenügend. Eine breite Mehrheit von 72% spricht sich für einen Relaunch-Plan für die Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen aus.
 
Die 2. Umfrage des Observatoriums der Freiburger Wirtschaft wurde vom 8. bis 15. April 2020 durchgeführt. Angefragt wurden 124 Unternehmen (Mitglieder des Observatoriums, ergänzt durch Unternehmen, die der HIKF angeschlossen sind und über 100 Mitarbeitende beschäftigen). Der Anteil der Unternehmen, die sich letztlich an der Umfrage beteiligten, betrug 56%, das entspricht 69 Unternehmen.
 
Der Rückgang der Geschäftstätigkeit ist ausgesprochen brutal: Fast ein Unternehmen von acht gibt an, die Umsatzzahlen seien um mehr als 50% eingebrochen. Profitabel ist die Krise nur für eine kleine Minderheit von 4% der Unternehmen. Sollte die Pandemie den Geschäftsgang längerfristig be­einträchtigen, wird ein Grossteil der Unternehmen das Geschäftsjahr mit einem Verlust abschliessen. Nur gerade 38% der Teilnehmenden sind zuversichtlich, wenigstens eine schwarze Null zu erreichen.
 
Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit ist massiv: 77% der antwortenden Unternehmen haben diese eingeführt. Angesichts der Umstände arbeiten die zuständigen Behörden auf Hochtouren: Bis zum 15. April 2020 haben fast 90% der Unternehmen eine Antwort auf das Gesuch erhalten. Das Einfrieren der wirtschaftlichen Aktivitäten ist erheblich, 32% haben mehr als 50% oder die gesamte Belegschaft auf Kurzarbeit gesetzt. Bei mehr als einem Viertel sind 30 bis 50% des Personals auf Kurzarbeit. Diese Angaben bestätigen die Zahlen des Amtes für den Arbeitsmarkt, die ausweisen, dass gegenwärtig 25% aller Freiburger Erwerbstätigen von Kurzarbeit betroffen sind. 
 
Als «positives» Ergebnis geht aus der Umfrage hervor, dass sich die Situation nicht noch massiv verschlechtern sollte: 81% der antwortenden Unternehmen, die keine Kurzarbeit beantragt haben, sehen das auch in Zukunft nicht vor. Die Frage nach der allgemeinen Auswirkung der Krise auf die Arbeitslosigkeit bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, denn 39% der Unternehmen sehen sich zum jetzigen Zeitpunkt ausserstande, konkrete Angaben darüber zu machen, ob sie Personal abbauen müssen.
 
Es gibt zurzeit erst Teillösungen
 
Was die Liquidität anbelangt – eine Frage, die bei der ersten Umfrage vom 18. März noch einem von zwei Unternehmen Sorgen bereitete –, ergab die Umfrage, dass 38% der Unternehmen, die sich an der 2. Umfrage beteiligten, einen Covid-Kredit in Anspruch genommen haben. Ohne diese Sofort­unterstützung hätten 4% sofort mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen gehabt, und 19% nach einem Monat. Für ein gutes Viertel wäre es nach zwei Monaten eng geworden. Zur Erinnerung: Die Covid-Kredite sind auf 10% des Umsatzes der berücksichtigten Unternehmen plafoniert. Erwähnenswert ist weiter, dass jene Unternehmen, die keinen derartigen Kredit in Anspruch genommen haben, andere Massnahmen ergriffen haben: 91% sehen nicht vor, später doch noch einen Covid-Kredit zu beanspruchen. Die Mehrheit der Unternehmen, die darauf verzichtet haben, geben an, dass ein derartiges Werkzeug keine echte Lösung darstelle und nur die Probleme zeitlich verschiebe.
 
Die Sofortmassnahmen des Bundes decken einen grossen Teil der Bedürfnisse ab, 44% der Unter­nehmen sind der Meinung, sie könnten damit die durch die Pandemie verursachten Probleme bewältigen. Wie die HIKF aber schon wiederholt geäussert hat, sind zahlreiche Probleme bis zum heutigen Tag immer noch nicht gelöst. 55% der antwortenden Unternehmen meinen, der Kanton sollte im Rahmen seines am 18. März 2020 bekanntgegebenen Notfallplans eine zusätzliche Hilfe, à fonds perdu, gewähren. Die zusätzliche Hilfe solle eingesetzt werden für die Bezahlung der Mieten von Geschäften, die auf staatlichen Entscheid hin geschlossen werden mussten.
 
Diese Form der Hilfe sollte auch breiter ausgedehnt und genutzt werden für die Deckung eines Teils der Fixkosten von Unternehmen, die von der Krise betroffen sind, ohne gezwungen worden zu sein, die Tätigkeit einzustellen (54% äussern sich in diesem Sinn). Eine Mehrheit von 51% fordert zudem eine Aufhebung der Ungleichbehandlung von einerseits Lohnempfängern und andererseits Unter­nehmensleitern, die maximal auf 3320 Franken Kurzarbeitsentschädigung Anrecht haben, obwohl sie auf ihrem gesamten Einkommen Beiträge bezahlen. Lohnempfänger haben Anrecht auf 80% ihres Lohns.
 
Eine grosse Mehrheit (72%) der antwortenden Unternehmen plädiert für einen kantonalen Relaunch-Plan, der an die Nothilfen von Bund und Kanton anschliessen soll. Die Schaffung eines Unterstüt­zungsfonds für die Wirtschaft wird von einer Mehrheit (55%) befürwortet.
 
 
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