Die Freiburger Unternehmen weisen noch eine robuste Aktivität aus - 2023 sieht es aber nach einer Abschwächung aus

Die Freiburger Unternehmen weisen noch eine robuste Aktivität aus - 2023 sieht es aber nach einer Abschwächung aus
Die Freiburger Unternehmen befinden sich weiterhin im Aufwind. Die Mehrheit der im Rahmen der Herbst-Konjunkturumfrage konsultierten Mitglieder der HIKF berichten von einem soliden Geschäftsgang. Dieser positive Trend sollte sich bis Ende Winter fortsetzen, im Sekundärsektor allerdings mit nachlassender Stärke. Die Energiekrise und deren Auswirkungen auf die Preise, die Versorgungsprobleme, die allgemeine Inflation und der Kontext des Kriegs in der Ukraine dürften aber die Geschäftstätigkeiten im Verlauf des kommenden Jahres belasten. Es gibt immer noch zahlreiche Industrieunternehmen, insbesondere in der Exportindustrie, die negative Signale aussenden.

Diese Aussagen stützen sich auf die Auswertung der Antworten von 255 Unternehmen, die Mitglieder der HIKF sind. Zusammengenommen beschäftigen diese Unternehmen 14’300 Mitarbeitende. Die Befragung wurde zwischen dem 22. August und dem 3. Oktober 2022 durchgeführt. Das Sample deckt einen von acht Arbeitsplätzen im Privatsektor des Kantons Freiburg ab, in den Branchen Industrie und Bau ist es sogar einer von vier.

Angesichts des ausgesprochen hohen Grads an Unsicherheiten stellen diese Zahlen eine angenehme Überraschung dar: 55% der Unternehmen schätzen ihren Geschäftsgang anfangs Oktober als gut bis hervor­ragend ein, der Prozentsatz entspricht damit im Grossen und Ganzen jenem vor einem Jahr (58%). Nur 10% der Unternehmen schätzen ihren Geschäftsgang als mittelmässig bis schlecht ein. Diese Situation ist mit jener vom Herbst 2019 zu vergleichen, vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Alles in allem bleiben die Unternehmen für den Winter zuversichtlich, allerdings mit ein paar nicht unerheb­lichen Unterschieden. Einerseits erwarten insgesamt 52% der Unternehmen weiterhin eine robuste Aktivität bis Ende des 1. Quartals 2023. Insbesondere die Dienstleistungsbranche ist positiv gestimmt: 60% der Unternehmen erwarten bis dahin einen guten bis hervorragenden und 29% einen zufriedenstellenden Geschäftsgang.

Industrie und Baubranche geben sich vorsichtig

Andererseits legt der Sekundärsektor eine gewisse Zurückhaltung an den Tag: 41% der Unternehmen sind für die kommenden sechs Monate positiv gestimmt, aber der Anteil jener, die mit einem «nur» zufrieden­stellenden Geschäftsgang rechnen, steigt auf 44%. Vor allem aber wächst längerfristig die Diskrepanz zwi­schen dem Sekundär- und dem Tertiärsektor. Nur gerade 26% der Industrieunternehmen rechnen über einen Horizont von sechs Monaten hinaus mit einer positiven Entwicklung, mehr als ein Drittel (36%) hingegen führt negative Aussichten an. Bei den Exportunternehmen, die sich für den genannten Zeitraum pessimistisch äussern, steigt der Prozentsatz auf 43%. Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass in diesen Aussichten eine allfällige Rationierung der Elektrizität oder eine noch schlimmere Krise, die sich aus täglichen Unter­brechungen der Stromversorgung über mehrere Wochen hinweg ergeben würde, nicht berücksichtigt sind.

Was die Rentabilität betrifft, ist die allgemeine Lage in diesem Herbst 2022 vergleichbar mit jener von vor zwölf Monaten: Die Hälfte der Unternehmen bezeichnet ihren Cashflow als gut bis hervorragend. Einen besorgniserregenden Punkt brachte die Umfrage zutage: Die Situation verschlechtert sich im Sekundärsektor, in dem 28% der Unternehmen ihre Rentabilität als schlecht einschätzen. In den drei vorhergegangenen Jahren betrug dieser Anteil immer um die 20%. Bei den Investitionen präsentiert sich die Situation für das Jahr 2023 als stabil und auf einem vergleichbaren Niveau wie 2021, aber immer noch tiefer als vor der Pandemie.

Die Beschäftigungszahlen steigen weiter

Unter Berücksichtigung der bis Ende Jahr gut gefüllten Auftragsbücher wird der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten dynamisch bleiben. 27% der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, geben an, sie möchten 2023 ihren Personalbestand erhöhen, das sind fast so viele wie dieses Jahr (30%). Nur 6% ziehen einen Abbau von Arbeitsstellen in Betracht.

Was die Löhne betrifft, beträgt die durchschnittliche Erhöhung für das Jahr 2023 (gewichtet nach Arbeits­plätzen pro Unternehmen) 1,9% (in der Industrie und in der Baubranche 2,2%, bei den Dienstleistungsunter­nehmen 1,5%). Der Anteil von Unternehmen, die Erhöhungen zwischen 2 und 4% gewähren, beträgt 45%, gegenüber nur 23% im Jahr 2022. Im Sekundärsektor übersteigt der Anteil von Arbeitnehmenden in HIKF-Mitgliedsunternehmen, die in dieser Spannbreite liegen, 50%.

Energie, Inflation und Versorgung

Die seit Herbst 2020 bei zahlreichen Gütern auftretenden Versorgungsschwierigkeiten haben sich im Verlauf des Jahres 2022 wegen des Kriegs in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Lieferung von Öl nach Europa auf die Energie ausgeweitet. Die Preise für Benzin, Gas und Strom sind in die Höhe geschossen, jene für den Energieträger Benzin sind inzwischen wieder etwas gesunken. Die Herbstumfrage der HIKF hat in Bezug auf diese Versorgungsprobleme und deren Folgen bei ihren Mitgliedern den Puls gefühlt. Die wichtig­sten Erkenntnisse waren die folgenden:

1. Elektrizität und Energie: 16% der HIKF-Mitglieder aus der Industriebranche erwarten, dass die Preis­erhöhung für Strom im Vergleich zum Jahr 2022 mehr als 50% betragen wird. Im Dienstleistungs­sektor ist es nur ein Unternehmen von zwanzig, das mit einem derartigen Szenario rechnet. Die Unter­nehmen sind im freien Markt, der allen Betrieben offensteht, die mehr als 100 MWh verbrauchen. Unter allen anderen Unternehmen, rechnen 59% mit einer Erhöhung unter 20%.

Die beiden am häufigsten gewählten Massnahmen, mit denen die Energiekosten gesenkt werden sollen, sind Anpassungen bei der Beleuchtung und bei der Heizung. Mehr als eines von zwei Unter­nehmen greift zu diesem Mittel. Fast ein Drittel der Unternehmen hat sich daran gemacht, die Arbeitsprozesse zu optimieren. Ungefähr ein Unternehmen von fünf – im Sekundärsektor ist es fast ein Drittel – setzt übrigens auf Eigenproduktion. Der wichtigste Hinderungsgrund dafür, dass keine substanzielleren Massnahmen ergriffen werden, ist die Tatsache, dass die Unternehmen nicht Besit­zer der Liegenschaften sind, in denen sie tätig sind.

2. Im Falle einer Beschränkung der Versorgung mit Strom oder anderen Energieträgern sehen 62% der Unternehmen im Sekundärbereich vor, die Produktion partiell einzustellen, im Tertiärsektor sind es nur 24%. Ein Unternehmen von zwanzig glaubt, die gesamte Produktion einstellen zu müssen. Für 61% der Unternehmen im Dienstleistungsbereich und für 38% der Industrieunternehmen wäre Homeoffice eine Lösung.

Die überwältigende Mehrheit der auf die Umfrage antwortenden Unternehmen hat keine vorsorg­lichen Massnahmen ergriffen. In den Branchen Industrie und Bau beträgt der Anteil von Unterneh­men, die einen Kontinuitätsplan ausgearbeitet haben, 24%. Im Dienstleistungssektor sind es 13%. 10% der Unternehmen aus dem Sekundärsektor und 6% auf dem Tertiärsektor planen, die Energie­quelle zu wechseln. Die Unternehmen wünschen sich vor allem klare Informationen: 80% erwarten Instruktionen von Seiten der Behörden.

3. Was die Versorgung mit Rohstoffen (neben der Energie) betrifft, sind die Unterbrüche ein länger­dauerndes Problem. 45% der Unternehmen berichten von Schwierigkeiten, im Sekundärsektor springt dieser Anteil auf 65%. Die Zahlen liegen aber immer noch tiefer als vor einem Jahr (50% und 80%).
Die häufigsten Folgen sind Lieferrückstände (82%), Erhöhungen der Einkaufspreise (81%), Rückgang der Gewinnmargen (57%) sowie Verteuerungen bei den Transportkosten (56%). Ein nicht unerheb­licher Teil der Unternehmen konstatiert eine Verlangsamung der Aktivität (42%) und das Aussetzen von Projekten (36%).

Um der Situation zu begegnen, haben 67% der Unternehmen ihre Verkaufspreise erhöht, 60% haben auf weitere Lieferanten zurückgegriffen und 47% haben ihre Lagerbestände erhöht. 25% haben Kundenverträge neu ausgehandelt und 20% haben für Ersatzmaterialien gesorgt. Nur 4% der Unter­nehmen mussten aufgrund der Versorgungsprobleme auf Kurzarbeit zurückgreifen.

4. Die Inflation, von der Unternehmen betroffen sind, ist 2022 gestiegen: Mehr als die Hälfte weist erhöhte Kosten für Betriebsmittel (Energie nicht mitgerechnet) im Umfang von über 10% aus. Für 37 % der antwortenden Unternehmen (47% im Sekundärsektor) beträgt die Erhöhung zwischen 10 und 25%, 13% der Unternehmen (18% im Sekundärsektor) geben gar einen Preisanstieg zwischen 26 und 50% an.

Die Aussichten für das nächste Jahr lassen nur wenig Raum für eine Entspannung. 54% der Unter­nehmen sind zwar der Meinung, die Preise würden nicht mehr als 10% ansteigen, aber 37% rechnen aber erneut mit einer Erhöhung von 10 bis 25%. Ca. ein Unternehmen von zehn stellt sich auf einen weiteren heftigen Preisanstieg um 26 bis 50% ein.