Pressemitteilung - 2023 erlebten Freiburger Unternehmen eine Wachstumsabschwächung

Pressemitteilung - 2023 erlebten Freiburger Unternehmen eine Wachstumsabschwächung
2023 erlebten Freiburger Unternehmen eine Wachstumsabschwächung
Dieses Jahr wird eine stabile Entwicklung erwartet
 
Die Verlangsamung der Wirtschaft ist in den Freiburger Unternehmen spürbar. Während die Umsatzzahlen letztes Jahr für fast eines von zwei Unternehmen nach oben zeigten, ist die Rentabilität inzwischen auch bei den Dienstleistungsunternehmen, die letztes Jahr noch verschont geblieben waren, unter Druck geraten. Die Prognosen für 2024 fallen sowohl in Bezug auf die Verkäufe als auch in Bezug auf die Gewinne vorsichtig optimistisch aus. Die Investitionen hingegen scheinen zu stagnieren. Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt.

Diese Einschätzung der Lage stützt sich auf die HIKF-Konjunkturumfrage vom Frühling, die vom 23. Februar bis 3. April 2024 durchgeführt wurde. An der Umfrage haben sich 537 Unternehmen beteiligt (39% im Sekundär- und 61% im Tertiärsektor), die zusammengenommen 28’300 Arbeitsplätze aufweisen. Fast 18'000 davon fallen auf die Branchen Industrie und Bau, das entspricht 47% sämtlicher Arbeitsstellen im Sekundärsektor des Kantons.

2023: Die Verlangsamung schlägt auf den Dienstleistungssektor durch

Die 2022 einsetzende Abflachung der Aktivitäten hat sich letztes Jahr fortgesetzt: 47% der HIKF-Mitgliedsunternehmen verzeichneten höhere Umsätze im vergangenen Jahr, das Jahr zuvor waren es noch 50% gewesen. Der Anteil der Unternehmen, die ein erhöhtes Wachstum aufgewiesen hatten (über 16%), tauchte auf 6%, das ist mehr als die Hälfte der zwölf Monate zuvor verzeichneten 14%. Diese Entwicklung ist besonders spürbar im Dienstleistungssektor, in dem der Anteil von Unternehmen mit erhöhtem Wachstum auf 6% zurückfiel, was einer Drittelung gleichkommt.

Was die Gewinne betrifft, wurde der Tertiärsektor von der konjunkturellen Verlangsamung eingeholt: Im Jahr 2023 wiesen 39% der Unternehmen einen höheren Gewinn aus, zwölf Monate zuvor waren es noch 42% gewesen. Gerade umgekehrt präsentiert sich die Lage in den Branchen Industrie und Bau, in denen 29% der befragten Unternehmen ihre Gewinne steigern konnten, gegenüber 28% im Jahr 2022. Diese Entwicklung lässt sich erklären mit den tieferen Preisen für Rohstoffe und der Normalisierung der Versorgungskette in den meisten Branchen. Erwähnenswert ist allerdings, dass ein Drittel der Unternehmen aus den Sekundärsektor im Jahr 2023 verminderte Gewinne ausweist, fast eines von sechs Unternehmen muss mit Gewinneinbussen zurechtkommen, die mehr als 16% betragen.

2024: Die Aussichten

Zum jetzigen Zeitpunkt bewegt sich das Geschäftsjahr 2024 im gleichen Fahrwasser wie das Vorjahr, geprägt von einem moderaten allgemeinen Wachstum. 47% der Freiburger Unternehmen erwarten steigende Umsätze, der grösste Teil davon in bescheidenem Ausmass; 47% gehen von stagnierenden Verkäufen aus. Industrie und Bau sind leicht zurückhaltender als der Tertiärsektor. Eine positive Aussicht ist immerhin zu vermelden: Nur 18% der Unternehmen aus dem Sekundärsektor und 9% aus dem Dienstleistungsbereich prognostizieren einen Umsatzrückgang. Dasselbe lässt sich von den Gewinnen sagen: In beiden Sektoren sind es 17%, die sich auf einen Druck auf die Gewinne einstellen. Im Sekundärsektor handelt es sich dabei in erster Linie um Unternehmen aus der Maschinenindustrie und dem Bereich elektronische Komponenten, im Tertiärsektor um Banken und Versicherungen.
 
Investitionen: Die Verlangsamung setzt sich fort

Die Investitionen verlangsamen sich zum zweiten Jahr in Folge. Der Anteil der Unternehmen, die höhere Beträge vermelden als im Vorjahr, fällt auf 22%, gegenüber 27% im Frühling 2023 und sogar 30% im Jahr 2022. Es gibt nun mehr Unternehmen, die ihre Investitionen reduzieren, als Unternehmen, die sie erhöhen, und das sowohl in der Industrie als auch in der Dienstleistungsbranche. Diese Tendenz ist eine Folge der Abflachung der Ergebnisse für das Jahr 2023 und der schwachen Aussichten für 2024.

Beschäftigung: keine Entspannung

Die Beschäftigung hingegen entwickelt sich bei den HIKF-Mitgliedern weiterhin gegenläufig zur konjunkturellen Entwicklung: 28% der Unternehmen planen dieses Jahr eine Erhöhung ihres Personalbestands, während nur 7% einen Abbau planen, die übrigen 66% bleiben stabil. Der Beschäftigungsmarkt bleibt ganz allgemein angespannt. Erwähnenswert ist auch der Umstand, dass der Stellenabbau im Sekundärsektor voraussichtlich grösser ausfallen wird (9% sehen einen Abbau vor) als im Tertiärbereich (5% sehen einen Abbau vor.)

Sorgenbarometer: Konjunktur und Beschäftigung an erster Stelle

Die HIKF-Mitgliedsunternehmen setzen zwei Bereiche ex æquo an die erste Stelle ihres Sorgenbarometers für das Jahr 2024: die allgemeine wirtschaftliche Lage und Rekrutierungsprobleme. Beide werden von einem von zwei Unternehmen genannt. Nimmt man nur die Industriebetriebe und die Baubranche, stehen die Rekrutierungsprobleme sogar auf Platz eins (sie werden von 57% der Unternehmen erwähnt). Auf dem nächsten Platz der grösseren Sorgen: die Konkurrenz (24%). Es folgen in der Reihenfolge der Wichtigkeit die Überregulierung (3. Rang), die Akquise neuer Kunden (4. Rang), Fragen der Cybersicherheit (5. Rang) und schliesslich der Rohstoffpreis (6. Rang).

Berufs- und Familienleben: Die Unternehmen ergreifen Massnahmen

Ein Abschnitt der HIKF-Konjunkturumfrage von Frühling 2024 bezog sich auf die Massnahmen, welche die Unternehmen ergreifen, um einen Ausgleich zwischen Berufs- und Familienleben zu ermöglichen. Eine erste Feststellung dazu: Eine sehr grosse Mehrheit der Unternehmen (86%) haben diesbezüglich Vorkehrungen getroffen. Es sind keine merklichen Unterschiede zwischen den Branchen festzustellen. Einzig bei der Grösse der Unternehmen sind Unterschiede auszu­machen: Bei den kleinsten (weniger als 30 Angestellte) sind es «nur» 82%, die Massnahmen ergriffen haben, gegenüber 96% bei den grössten Unternehmen (über 100 Angestellte).

Die häufigsten Massnahmen sind flexible Arbeitszeiten (möglich in 87% der Unternehmen), Teilzeit (80%) und Homeoffice (67%). Es folgen zusätzliche Ferienwochen in 32% der Unternehmen und Sabbaticals in 26% der Unter­nehmen. Ca. ein Unternehmen von acht (12%) gewährt für Mütter einen Mutterschaftsurlaub, der länger ist als gesetzlich vorgesehen, und 8% bieten einen Vaterschaftsurlaub, der über die gesetzlichen zehn Tage hinausgeht. Ein Elternurlaub wird in 6% der Unternehmen angeboten. Derselbe Prozentsatz gilt für das Jobsharing. 4% zahlen Beiträge für Kinderbetreuung. Die Viertagewoche/Fünf Tage bezahlt wird nur von 2% der Unternehmen angeboten.

Unternehmen, die gar keine Massnahmen ergreifen (14%) erklären dies hauptsächlich mit ihrer unzureichenden Grösse oder ihrer Spezialisierung, die bestimmte Präsenzzeiten erfordert. Ebenfalls angeführt werden Gründe wie Arbeits­abläufe – z. B. in der Produktion –, oder organisatorische Vorgaben.

Da sich der Freiburger Grossrat mit einer Volksmotion befasst, welche die Einführung eines kantonalen Elternurlaubs von 24 Wochen fordert, der durch Erwerbsausfallentschädigungen finanziert würde, hat die HIKF ihre Mitglieder zu ihrer Meinung dazu befragt. 66% der Unternehmen sprechen sich dagegen aus (74% in der Baubranche und Industrie, 62% bei den Dienstleistungsunternehmen). Hauptgrund für die Ablehnung ist das Problem, die Abwesenheiten auszuglei­chen (85% der Opponenten). 58% der Unternehmen führen die unzureichende Grösse und 49% die zu hohen Kosten an.

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