Pressemitteilung : Die Wirtschaftstätigkeit verlangsamt sich weiter - Schwierige Aussichten für die Industrie

Pressemitteilung : Die Wirtschaftstätigkeit verlangsamt sich weiter - Schwierige Aussichten für die Industrie
Dieser Herbst liefert deutliche Hinweise darauf, dass sich die Freiburger Wirtschaftstätigkeit weiter verlangsamt. Der Geschäftsgang weist im Vergleich zum Jahr 2023 bereits einen Rückstand auf, und die Prognosen deuten darauf hin, dass sich der Trend in den kommenden Quartalen weiter fortsetzen wird, insbesondere in der Industrie. Die Rentabilität ist davon ebenfalls betroffen: Mehr als ein Unternehmen von fünf gibt an, dass sein Cashflow «mittelmässig bis schlecht» sei. Die Investitionen sind dadurch logischerweise unter Druck geraten. Was die Beschäftigung anbelangt, bleibt auch das Jahr 2024 in Bezug auf die Anstellungen robust. 2025 sollte allerdings eine Entspannung eintreten.

Diese Einschätzung stützt sich auf die Aussagen von 473 Unternehmen, die der HIKF angeschlossen sind und zusammengenommen gegen 25'400 Personen beschäftigen. Die Unternehmen wurden zwischen dem 26. August und dem 4. Oktober 2024 befragt. Die Auswahl entspricht einer von vier Arbeitsstellen des Privatsektors im Kanton und einer von drei Arbeitsstellen in den Sektoren Industrie und Bau.

Die schon letzten Frühling spürbare Abkühlung lässt sich im Wesentlichen zurückführen auf eine international anfällige Konjunkturlage, die noch verstärkt wurde durch die fortgesetzten Kriege, vor allem in der Ukraine und im Nahen Osten. Während die US-Wirtschaft solide blieb, befinden sich die wichtigen europäischen Märkte – Deutschland, Grossbritannien und Frankreich – entweder in der Rezession (D) oder bewegen sich in einem stagnierenden Wirtschaftsumfeld (GB & F). China, ein weiterer wichtiger Absatzmarkt, tritt weiter an Ort, und das dürfte sich kurzfristig auch nicht ändern. Zusätzlich belastet die Stärke des Frankens gegenüber dem Euro und dem Dollar weiterhin die Exportunternehmen.

Während vor einem Jahr noch 51% der Unternehmen ihren Geschäftsgang als «gut bis hervorragend» bezeich­neten, ist dieser Prozentsatz dieses Jahr auf 42% zurückgefallen. Die vorherigen Umfragen hatten konsistent ergeben, dass mehr als eines von zwei Unternehmen seine Aktivität als positiv einschätzte, Ausnahme bildete einzig das Covid-Jahr 2020. Dieses Jahr nun markiert einen Wendepunkt. Festzuhalten ist immerhin, dass der Geschäftsgang allgemein leicht nach oben zeigt, schätzen ihn doch «nur» 15% der Befragten als mittelmässig bis schlecht ein (42% bezeichnen ihn als «befriedigend»).

Eindeutige Perspektiven

Für die kommenden Monate blinken die Warnlichter weiterhin orange. Der Anteil der Unternehmen, die bis Ende des 1. Quartals 2025 mit einem positiven Geschäftsgang rechnen, geht auf 40% zurück, für die darauffolgenden 6 Monate sogar auf 34%. Betrachtet man den Sekundärsektor isoliert, so geben nur 34% der Unternehmen an, gegenwärtig einen guten bis hervorragenden Geschäftsgang aufzuweisen. Der Prozentsatz sinkt für die darauffolgenden sechs Monate weiter auf 29% und langfristig sogar auf 23%. Falls sich diese Prognosen bestätigen sollten, bewegt sich die Industrie in den kommenden Quartalen auf eine allgemeine Stagnation zu. Der gesamte Dienstleistungsbereich hingegen sollte sich als resistenter erweisen, dürfte sich aber ebenfalls abkühlen.

Was die Rentabilität anbelangt, so verschlechtert sich die Situation ebenfalls: 22% der Unternehmen geben an, ihr Cashflow sei «mittelmässig bis schlecht». Es ist das erste Mal seit 2020, dass dieser Prozentsatz über 20% steigt. In den grossen Unternehmen (über 100 Angestellte) erreicht die Anzahl von Firmen, die eine schlechte Rentabilität attestieren, sogar 31%.

Die Investitionen fallen im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls bescheidener aus. Bei den Unternehmen aus der Industrie- und Baubranche sehen nur gerade 60% Investitionen für das Jahr 2025 vor. Dieser Prozentsatz liegt, sollte er sich bestätigen, unter jenem von 2020. In der Dienstleistungsbranche ist der Anteil von Unternehmen, die für 2025 Investitionen vorsehen, mit 32% ebenfalls rückläufig.

Beschäftigung: weniger dynamisch

Nach mehreren Geschäftsjahren, die bei einem Grossteil der HIKF-Mitgliedsunternehmen geprägt waren von steigenden Beschäftigungszahlen, dürfte sich die angespannte Lage am Jobmarkt im kommenden Jahr etwas entspannen. Der Anteil von Unternehmen, die angeben, mehr Personal anzustellen, beträgt 19% (gegenüber 9%, die einen Stellenabbau planen). 71% wollen ihren gegenwärtigen Personalbestand beibehalten. Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal sollte sich damit im Verlauf der nächsten Quartale etwas abschwächen. Was die Löhne betrifft, gewähren die Freiburger Unternehmen im Schnitt Erhöhungen im Umfang von 1,5% (1,2% bei Industrie und Bau, 1,8% in der Dienstleistungsbranche).

Aussenhandel und bilaterale Abkommen Schweiz – EU

Ein Abschnitt der HIKF-Konjunkturumfrage vom Herbst war den bereits abgeschlossenen oder noch in Verhandlungen stehenden bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union sowie dem Aussenhandel gewidmet. 39% der HIKF-Mitglieder sind der Meinung, dass sich die Abkommen, die immer noch in Kraft sind, positiv auswirken; 55% schätzen, dass die Abkommen keine Auswirkungen gezeitigt haben und 9% bewerten sie negativ. In Unternehmen, die mehr als 100 Personen beschäftigen, beträgt der Anteil jener, welche eine positive Bilanz ziehen, 60%.

Was die Bilateralen III trifft, die gegenwärtig verhandelt werden, stehen im Hinblick auf neue Abkommen oder Erneuerungen von bereits bestehenden Verträgen drei Themen im Vordergrund: Forschung und Bildung (von 66% der Unternehmen genannt), die Personenfreizügigkeit (63%) und die Stromversorgung (57%). Es folgen die Ernäh­rungssicherheit (30%), das Transportwesen (30%) und die gegenseitige Anerkennung von nationalen Vorschriften (28%).

Zwei Drittel der HIKF-Mitglieder sind der Meinung, die Bilateralen III würden sich positiv auf die Wirtschafts­entwicklung des Landes auswirken, indem sie einen besseren Zugang zum EU-Markt garantieren und die Zusam­menarbeit stärken. Die erwarteten Auswirkungen der künftigen Verträge auf den Geschäftsgang hingegen unterscheiden sich je nach Grösse der an der Untersuchung beteiligten Unternehmen: 27% der kleinen Unter­nehmen sind der Meinung, dass sich die Bilateralen III für sie positiv auswirken werden, bei den grossen Unternehmen steigt dieser Prozentsatz auf 62%. Der Anteil der Befragten, die negative Auswirkungen befürchten, beträgt nur 4%. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt unterstützen 43% der Unternehmen die Bilateralen III, 50% haben «weiss nicht» angekreuzt. Die Meinungsbildung zu diesem Thema ist im Gange.

Zum Thema Handelsbeziehungen zu Partnern ausserhalb der EU geben 72% der Mitglieder an, sie würden einen Ausbau befürworten. Die USA stehen an der Spitze der Märkte, die verstärkt Beachtung finden sollen (von 58% der Unternehmen genannt, in der Industrie sogar von 77%), vor China (43%) und Indien (40%). Die restlichen Länder Asiens belegen Rang 4 (29%). Im Hinblick auf die Unterzeichnung der neuen Freihandelsabkommen wünschen sich die Mitgliedsunternehmen der HIKF in erster Linie administrative Erleichterungen (72%), gefolgt von Massnahmen gegen Sozial- und Umweltdumping (44%), Zollsenkungen (43%) und dem Schutz des geistigen Eigentums (40%).

PDF-Mitteilung mit Grafiken
Detaillierte Ergebnistabelle