Die Wirtschaft im Kanton Freiburg zieht nach dem Einbruch vom Frühling wieder an – Trotzdem sind die Aussichten getrübt


Pressemitteilung - Die Wirtschaft im Kanton Freiburg zieht nach dem Einbruch vom Frühling wieder an – Trotzdem sind die Aussichten getrübt

Die wirtschaftliche Lage hat sich seit dem Tiefpunkt vom vergangenen Frühling deutlich verbessert. Damals bremsten die auferlegten Beschränkungen Tausende von Unternehmen aus und verlangsamten die wirtschaftliche Tätigkeit der meisten Branchen drastisch. Die von der HIKF bei ihren Mitgliedern durchgeführte Herbst-Konjunkturumfrage zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen wieder ein Aktivitätslevel erreicht hat, das sie als «befriedigend» oder sogar als «gut bis hervorragend» einschätzen. Getragen wird der Aufschwung vor allem von den Dienstleistungsunternehmen, gut halten sich auch die Baubranche und die Nahrungs­mittelindustrie.

Neben diesen soliden Stützen der kantonalen Wirtschaft zeigt sich die Konjunktur allerdings sehr anfällig. Einerseits nimmt die Rentabilität bei einem immer grösseren Anteil der Unternehmen ab, andererseits sind die wirtschaftlichen Aussichten sowohl auf sechs Monate hinaus als auch längerfristig negativ. Die vom Lockdown stark betroffenen Investitionen sind dieses Jahr rückläufig und dürften 2021 noch stärker zurückgehen. Was die Beschäftigung anbelangt, so hat auch sie dieses Jahr abgenommen und dürfte über die kommenden zwölf Monate stagnieren. Am beunruhigendsten präsentiert sich die Situation der Exportindustrie.

Den aktuellen Geschäftsgang schätzen 41% der Unternehmen als befriedigend ein, 28% als gut und 4% als hervorragend, wie aus den Antworten von 283 HIKF-Mitgliedern hervorgeht, die zusammen über 16’000 Personen beschäftigen. 27% der Unternehmen schätzen den Geschäftsgang als «mittelmässig bis schlecht» ein, das sind gegenüber den 8% vom letzten Jahr fast dreimal mehr. In den Branchen Industrie und Bau schätzen 35% der antwortenden Unternehmen ihre gegenwärtige Lage als negativ ein, bei den Dienstleistungsunternehmen sind dies nur 23%. Bei Unternehmen, die mehr als 80% ihrer Produkte exportieren, steigt der entsprechende Wert auf 59%.

Die Aussichten sind immer noch trüb

Auf sechs Monate hinaus rechnen 30% der Unternehmen mit einem schwierigen Geschäftsgang (37% in Industrie/Bau und 27% bei den Dienstleistungen).
35% der Unternehmen erwarten einen «mittelmässigen bis schlechten» Geschäftsgang (46% in In­dustrie/Bau und 30% bei den Dienstleistungen). Je stärker ein Unternehmen exportorientiert ist, desto negativer sind die Aussichten: Gegenwärtig sind hier keine positiven Impulse auszumachen. Unternehmen, die zwischen 30 und 100 Mitarbeitende beschäftigen, sind am pessimistischsten.

Cashflow

Für 22% der Unternehmen ist der Cashflow künftig «mittelmässig bis schlecht», das sind 10 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. 36% geben an, über einen «guten bis hervorragenden» Cashflow zu verfügen, in den vorherigen zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 50%. Die Rentabilität wird von 42% der Unternehmen als zufriedenstellend bewertet.
Zu den Investitionen: Der in diesem Frühling festzustellende Einbruch bestätigt sich. 42% der Unternehmen haben in diesem Jahr investiert, anfangs Jahr hatten noch 51% der Unternehmen an­gekündigt, Investitionen tätigen zu wollen. Für 2021 geht dieser Wert sogar auf 37% zurück (55% in Industrie/Bau und 29% bei den Dienstleistungen). Die grossen Unternehmen halten an ihren Projekten fest, zumindest partiell: 82% der Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten kündigen für das Jahr 2021 Investitionen an.

Reduzierung des Personalbestands

An der Beschäftigungsfront ist bei 19% der Unternehmen ein Rückgang des Personalbestands zu verzeichnen. Allerdings weisen 22% einen höheren und 59% einen stabilen Bestand auf. In Industrie/Bau haben 24% der antwortenden Unternehmen neue Stellen geschaffen, 23% haben Personal abgebaut. Zu erwähnen gilt es, dass der Anteil der Exportunternehmen, die Personal abgebaut haben, 40% beträgt (gegenüber einem Unternehmen von vier, das Personal aufgestockt hat).

Zu den Löhnen: Die durch das Coronavirus ausgelöste Talfahrt zeigt sich hier noch deutlicher: 54% der Unternehmen werden 2021 keine Lohnerhöhungen gewähren (47% in Industrie/Bau und 57% bei den Dienstleistungen). Ein Unternehmen von zehn (letztes Jahr: 13%) sieht Erhöhungen zwischen 0,1 und 0,9% vor, und eines von fünf (letztes Jahr: ein Drittel) sieht Erhöhungen zwischen 1 und 1,9% vor. Im Schnitt wird die Erhöhung im Jahr 2021, gewichtet nach Grösse der Unternehmen, 0,6% betragen, wenn man alle Branchen zusammennimmt. In der Industrie sind es 0,5%, bei den Dienstleistungen 0,7%. Letztes Jahr betrugen die entsprechenden Werte noch 1%, 0,9% und 1%.

Homeoffice wird häufiger werden

Das Mittel Homeoffice war einer der Schlüssel, die es einem grossen Teil der Unternehmen erlaubte, ihre Aktivitäten – oder wenigstens einen Teil davon – während dem Höhepunkt der Pandemie fortzusetzen.
In der HIKF-Konjunkturumfrage vom Herbst waren zusätzliche Fragen dem Umgang mit dem Homeoffice gewidmet. Die von den HIKF-Mitgliedern gelieferten Angaben zeigen, dass 27% der Unternehmen ihren Angestellten schon vor der Krise in grösserem Umfang Homeoffice ermöglich­ten, 29% boten Homeoffice in reduziertem Umfang an. 15% griffen nicht aus eigenen Stücken zum Mittel, und für 28% der Unternehmen lag Homeoffice ausserhalb der Möglichkeiten, weil ihre Tätigkeit die Anwesenheit der Mitarbeitenden vor Ort voraussetzt.

Bei den Unternehmen, die Homeoffice anbieten, sind im Mittel 38% des Personals zu Hause tätig (16% in Industrie/Bau und 47% bei den Dienstleistungen). Die Anzahl Tage pro Woche beträgt in 46% der Fälle zwischen 1 bis 1,9 Tage, 15% der Unternehmen bieten Homeoffice sogar an 5 Tagen pro Woche an. Bei kleinen Unternehmen (mit weniger als 30 Mitarbeitenden) sind sogar 35% im Homeoffice tätig. Das Coronavirus liess 54% der Unternehmen, die Homeoffice nicht vorsahen, zu diesem Mittel zu greifen.

20% der Unternehmen geben an, das Homeoffice im jetzigen Umfang beizubehalten, wenn die Pandemie beendet ist, 8% wollen Homeoffice stärker einsetzen, 49% wollen es in einem verminder­ten Ausmass einsetzen, und 23% wollen wieder davon absehen.
Unabhängig davon, ob Unternehmen Homeoffice bereits vor der Pandemie praktizierten, schätzen 56% davon, dass ihre Angestellten im Homeoffice zufriedener seien, 49% geben an, Homeoffice reduziere den Stress wegen Arbeitsweg/Arbeitsreisen, und 44% sind der Meinung, Homeoffice ermögliche eine bessere Work/Life-Balance. 38% sind der Meinung, Homeoffice erhöhe die Agilität ihres Unternehmens.

Zum Punkt Herausforderungen: 58% bringen die Frage nach der Kommunikation mit den Mitarbei­tenden auf, 43% nennen den Datenschutz und die Informatiksicherheit, und 36% die Kontrolle der geleisteten Arbeitsstunden und die Installation der benötigten Infrastruktur. Um das Homeoffice zu begleiten, liefern 59% der Unternehmen ihren Angestellten Material, und 51% haben das Management angepasst. Nur 26% haben bis zum jetzigen Zeitpunkt ein spezifisches Reglement für das Homeoffice erlassen.

Die HIKF-Konjunkturumfrage vom Herbst 2020 richtete sich an 1045 Mitglieder HIKF. 283 Unternehmen (89 aus Industrie/Bau und 194 bei den Dienstleistungen) haben den Fragebogen ganz oder teilweise beantwortet, das entspricht einem Rücklauf von 27%. Die antwortenden Unternehmen beschäfti­gen 16’189 Personen, das entspricht einem von sieben Arbeitsplätzen im Privatsektor. Im Sekundärsektor ist ein Arbeitsplatz von vier vertreten. 29% der antwortenden Unternehmen sind im Export tätig.

Kontakte
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Philippe Gumy | Wirtschaftsberater | 026 347 12 23