Die Verlangsamung der Freiburger Wirtschaft bestätigt sich - Klare Entspannung an der Beschaffungsfront

Die Verlangsamung der Freiburger Wirtschaft bestätigt sich - Klare Entspannung an der Beschaffungsfront
Die Abschwächung der schweizerischen und internationalen Konjunktur und die Zinserhöhung beginnen die Freiburger Unternehmen zu belasten. Am Ende des ersten Halbjahrs vermeldet fast die Hälfte der Unternehmen des HIKF-Observatoriums der Wirtschaft eine Stagnation ihres Geschäftsgangs, und 18% sehen sich mit einem Rückgang konfrontiert. Trotzdem wird eine Rezession in den kommenden Quartalen als wenig wahrscheinlich angesehen: Nur 13% stellen sich darauf ein. Eine weitere gute Nachricht: Die Versorgungsketten funktionieren nach zwei Jahren Verknappung und Problemen deutlich besser. Der Fachkräftemangel hingegen ist weiterhin spürbar.
 
Die Verlangsamung, die sich anfangs Jahr im Kanton abgezeichnet hatte, hat sich bestätigt. Es erfolgte allerdings kein brüsker Einbruch der Tätigkeiten, im Grossen und Ganzen entwickeln sich diese nach einem robusten Jahr 2022 weiterhin positiv. Gemäss der Umfrage, die vom 16. bis 27. Juni 2023 bei 40 Unternehmen durchgeführt wurde, die Mitglieder des HIKF-Obser­vatoriums der Wirtschaft sind, verzeichnet ca. ein Drittel (35%) seit Beginn des Jahres einen verbesserten Geschäftsgang, 48% weisen eine stabile Situation aus und 18% vermelden einen Rückgang.
 
Diese Entwicklung entspricht den Erwartungen, die anfangs Jahr formuliert wurden, und sie liegt klar hinter dem im Jahr 2022 realisierten Geschäftsgang zurück, in dem fast eines von zwei Unternehmen bessere Werte verzeichnete. Zum jetzigen Zeitpunkt (Mitte Jahr) erhalten drei Viertel der Mitgliedsunternehmen des HIKF-Observatoriums ihre anfangs Jahr formulierten Prognosen aufrecht. Das Ausmass der Unsicherheit ist allerdings gestiegen, schliesst doch ein Unternehmen von zwei nicht aus, dass die Prognosen in den kommenden Monaten korrigiert werden müssen.
 
Beschaffung: Licht am Horizont
 
Das grösste Problem des Jahres 2021 für die Observatoriums-Mitglieder – die Beschaffung von Rohstoffen und Gütern aller Art – hat sich stark abgeschwächt. Der Anteil von Unternehmen, die immer noch von Beschaffungsproblemen betroffen sind, ist auf 31% gefallen, gegenüber 72% im vergangenen Jahr. Unter jenen, die immer noch Probleme vermelden, sind 66% der Meinung, die Situation sei entspannter als vor einem Jahr. Unter den Produkten, die nicht schnell beschafft werden können, werden am häufigsten elektronische Komponenten (66%) genannt. Maschinen, Nutzfahrzeuge und bestimmte Spezialprodukte, die in der pharmazeutischen und der chemi­schen Industrie Verwendung finden, werden ebenfalls oft gesucht. Praktisch keine Probleme mehr gibt es bei Holz, Metallen und den meisten Baumaterialien. Die Unternehmen verfolgen die Situation aber weiterhin aufmerksam.
 
Die Inflation flacht langsam ab
 
Auch an der Inflationsfront beruhigt sich die Situation ein wenig. Seit Beginn des Jahres mussten 56% der Mitglieder des HIKF-Observatoriums ihre Preise anpassen, gegenüber 61% vor einem Jahr. Die Entspannung äussert sich allerdings vor allem bei der durchschnittlichen Erhöhung, die nun bei 5% liegt (mit einer Spanne von 1 bis 15%), letztes Jahr betrug diese 10%. Nur eine Minderheit von Unternehmen (45%) wird die Preise bis Ende 2023 weiter nach oben anpassen, vor einem Jahr waren es noch 72%.
 
Nach einem Jahr, in dem der Preis für die Kilowattstunde wegen der Energiekrise, die durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurde, im Sommer astronomische Höhen erreichte, hat sich der Nebel etwas verflüchtigt. Ein guter Viertel der Observatoriums-Mitglieder (27%) musste seit Beginn der Krise dank langfristiger Verträge keine Erhöhung der Stromrechnung hinnehmen. 22% erwarten in den kommenden zwölf Monaten keine Erhöhung. 57% mussten eine Erhöhung zwischen 1 und 20% in Kauf nehmen. Fast ein Unternehmen von zehn musste im letzten Jahr sogar eine Erhöhung der Stromrechnung von über 50% schlucken, derselbe Anteil von Unternehmen stellt sich dieses Jahr auf ein vergleichbares Szenario ein.
 
KI: Die Unternehmen sind am Austesten
 
Die Umfrage des HIKF-Observatoriums vom Juni bot auch die Gelegenheit abzuklären, wo die Unternehmen stehen in Bezug auf den Umgang mit den neusten Werkzeugen, welche die künst­liche Intelligenz (wie etwa ChatGPT oder YouChat) bereitstellt. 24% der Unternehmen geben an, derartige Werkzeuge bereits professionell zu nutzen, und 35% beabsichtigen, dies demnächst zu tun. Somit ist es eine Minderheit von Unternehmen, die gar kein KI-Projekt in der Pipeline haben (41%). Die Prognosen bezüglich der globalen Auswirkungen dieser neuen Technologie sind geteilt: 27% erwarten einen Wegfall von Arbeitsplätzen, 14% rechnen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen, und 24% erwarten in Bezug auf die Arbeitsplätze keine Verände­rung. Der grösste Teil (35%) gibt an, nicht dazu in der Lage zu sein, eine Prognose abzugeben.