Pressemitteilung - Die Freiburger Wirtschaft verlangsamt sich, die Beschäftigung nimmt aber deutlich zu

Pressemitteilung - Die Freiburger Wirtschaft verlangsamt sich, die Beschäftigung nimmt aber deutlich zu
Die Freiburger Unternehmen blicken auf ein solides Geschäftsjahr 2022 zurück. Trotz Krieg in der Ukraine, Versorgungsproblemen, Inflation, Zinsanstieg und der Gefahr einer Stromknappheit schätzt fast eines von zwei Mitgliedern der HIKF das Geschäftsjahr als gut bis sehr gut ein. Die Branchen Bau, Maschinenindustrie, Metall und Nahrungsmittel mussten zwar Gewinneinbussen in Kauf nehmen, die Ertragslage blieb in diesen Sparten aber doch robust. Die vermehrten Hindernisse und Probleme haben aber doch eine Verlangsamung verursacht, eine steigende Anzahl von Unternehmen stellt sich im Vergleich zum Vorjahr auf eine Stagnation der Verkäufe und Erträge im Jahr 2023 ein. Die Beschäftigung bleibt trotzdem stabil, und das in einem ohnehin schon angespannten Markt. 

Diese Feststellungen stützen sich auf die HIKF-Konjunkturumfrage von Frühling 2023, die vom 20. Februar bis 20. März 2023 durchgeführt wurde. Sie umfasst die Antworten von 459 Unternehmen (42% aus dem sekundären und 58% aus dem tertiären Sektor), die zusammen 24’600 Angestellte beschäftigen. Im Bereich Industrie und Bau entsprechen die 16’000 vertretenen Stellen 43% sämtlicher Arbeitsplätze im Sekundärsektor des Kantons. 

2022 wurde vom Dienstleistungssektor getragen 

Letztes Jahr konnten 50% der Unternehmen ihren Umsatz steigern, 21% mussten einen Rückgang in Kauf nehmen, bei 28% stagnierte der Umsatz. Diese Zahlen, die mit jenen von 2021 praktisch identisch sind, verschleiern allerdings zwei unterschiedliche Realitäten: Es macht einen Unterschied, ob man den Sekundär- oder den Tertiärsektor betrachtet. In den Branchen Industrie und Bau konnten 44% der Unternehmen ihre Verkäufe steigern (48% im Jahr 2021) und 28% erlitten einen Rückgang (22% im Jahr 2021). Die Situation ist gerade umgekehrt bei den Dienstleistungen: 57% der Unternehmen konnten ihren Umsatz steigern (+7 Prozentpunkte in einem Jahr), während der Anteil von Unternehmen, die in dieser Branche einen Rückgang zu verzeichnen hatten, auf 16% zurückging (-4 Prozentpunkte). 

Dieselbe Feststellung kann bei den Erträgen gemacht werden. Im Sekundärsektor wiesen 2022 nur gerade 28% eine Gewinnzunahme aus, gegenüber 37% vor einem Jahr. Bei den Dienstleistern konnten 42% der Unternehmen den Gewinn steigern (-1 Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr), während 21% einen Rückgang verzeichneten, gegenüber 27% im Vorjahr. In seiner Gesamtheit schätzt der Tertiärbereich das Jahr 2022 positiver ein als die Unternehmen aus dem Sekundärbereich: 16% der Akteure im erstgenannten Sektor schätzen das Jahr insgesamt negativ ein, im Sekundär-bereich beträgt dieser Anteil 38%. 

Aussichten 2023 

Trotz der Unsicherheiten erwarten 45% der Freiburger Unternehmen und sogar fast eines von zwei im Dienstleistungs-bereich, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr steigen wird. Der Anteil der Befragten, die eine Stagnation erwarten, nimmt aber stark zu: Er beträgt 42%, gegenüber nur 28% der Unternehmen im Vorjahr. Dasselbe gilt für die Erträge: Während 35% der Unternehmen einen Zuwachs erwarten (der Anteil ist vergleichbar mit jenem vom Vorjahr), erwarten 51% eine Stagnation und 16% einen Rückgang. 2023 kündigt somit deutlich weniger dynamisch an als das Vorjahr, sollte aber doch ohne scharfe Einbrüche der Geschäftstätigkeit über die Bühne gehen. 

Investitionen: Abflachung in Sicht 

Was die Investitionen anbelangt, so haben 27% der Unternehmen ihre Budgets für 2023 erhöht, bei 50% sind sie stabil geblieben und 23% haben die Beträge für Investitionen reduziert. Die Zahlen sind im Vergleich zu 2022 leicht rückläufig und deuten auf eine stärkere Zurückhaltung der Unternehmen. Diese Beobachtung ist in Anbetracht der gesamten Erträge der HIKF-Mitglieder im Jahr 2022 und dem veränderten Zinsumfeld logisch. 

Beschäftigung: Der Rhythmus wird beibehalten 

Im Kanton Freiburg wurde die Beschäftigung 2021 und 2022 deutlich ausgebaut. Trotz der Abflachung der Tätigkeit sollte das laufende Jahr dieser Entwicklung nicht zuwiderlaufen, sehen doch 27% der HIKF-Mitglieder vor, die Anzahl ihrer Angestellten zu erhöhen (2022 waren es 28%), und 6% beabsichtigen, ihr Personal zu reduzieren (2022 waren es 5%). Der Rest der Befragten sieht keine Veränderungen vor. Die Situation im Sekundärsektor ist sicherlich etwas uneinheitlicher, 9% der Unternehmen beabsichtigen, Personal abzubauen, und 25% möchten ihre Bestände aufstocken. Bei den Dienstleistungsunternehmen möchten 28% mehr Personal einstellen und nur 4% sehen einen Abbau vor. 

Arbeitskräftemangel und Lösungen 

Ein spezieller Teil der Konjunkturumfrage vom Frühling 2023 war den Rekrutierungsschwierigkeiten, den Massnahmen zur Abmilderung des Problems und den Erwartungen von Personen gewidmet, die sich für eine Stelle bewerben. Aus der Befragung geht hervor, dass zwei Drittel der Freiburger Unternehmen bei der Personalrekrutierung auf Probleme stossen (79% in den Branchen Industrie und Bau, 56% bei den Dienstleistungsunternehmen). In Grossunternehmen beträgt der Prozentsatz sogar 86%. 

Befragt zu den Massnahmen, die eine Entspannung der Situation herbeiführen könnten, gaben 60% der HIKF-Mitglieder an, man müsse bei der Berufsberatung Verbesserungen vornehmen und bestimmte Ausbildungsgänge überdenken. Das ist die bei weitem am häufigsten genannte Lösung, weit vor dem Ausbau der Weiterbildung (32%), der finanziellen Neubewertung gewisser Berufe (30%) und Massnahmen, welche die Anstellung von einheimischen Arbeitskräften erleichtern (28%). Es folgen die Verbesserung der Arbeitsumgebung (18%), die erleichterte Anstellung von ausländischen Arbeitskräften und die Roboterisierung (13%). 

Um die Rekrutierungsprobleme abzufedern, sprechen sich die Unternehmen auch für Massnahmen im Hinblick auf eine stärkere Anbindung der Mitarbeitenden aus, womit die Personalrotation vermindert werden könnte. 61% der Unternehmen schlagen diesbezüglich eine Flexibilisierung der Arbeitszeit vor, und 57% Massnahmen für eine bessere Work-/Life-Balance. Fast eines von zwei Unternehmen (49%) spricht sich dafür aus, die Beziehung zwischen Management/Kader und den Mitarbeitenden zu verbessern und Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. 

Was die Bewerbungen für Stellen anbelangt, so halten 65% der Unternehmen fest, dass Bewerberinnen und Bewerber in erster Linie auf Gehaltsbedingungen und Flexibilität bezüglich Arbeitszeit des neuen Arbeitgebers fokussieren. 47% geben an, es bestehe eine Nachfrage nach Teilzeitarbeit, 43% erwähnen Fragen zu den Unternehmenswerten und Entwicklungsmöglichkeiten. Nur gerade 8% beobachten keine besonderen Erwartungen von Seiten der Personen, die sich bei ihnen bewerben. 

Sorgenbarometer: Umbruch 

Die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage steht nun bei allen Unternehmen unbestritten an erster Stelle: 84% führen diesen Punkt an, gegenüber 57% im Vorjahr, in dem dieser Punkt ebenfalls vor allen anderen genannt wurde. An zweiter Stelle stehen immer noch die Rekrutierungsprobleme (44%). Der Preis für Rohstoffe belegt Platz 3 und wird von 35% der Unternehmen genannt (41% im Jahr 2022, das geprägt war von einem allgemeinen und heftigen Preisanstieg). Es folgen Konkurrenz (25%), die übermässige Reglementierung (22%) und die Suche nach neuen Kunden (21%).